Wenn Sie als Eltern feststellen, dass ihr Kind sich auffällig verhält oder Sie das Gefühl haben, dass mit ihrem Kind irgendetwas „nicht stimmt“, was Sie beunruhigt oder Ihnen Sorgen bereitet, sollten Sie sich auf den Weg machen und sich Hilfe holen. Es gibt eine Reihe von Anlaufstellen, bei denen Sie Ihr Kind untersuchen und testen lassen können, um letztendlich eine ausführliche Diagnostik durchführen zu lassen. Im Folgenden möchte ich Ihnen die Schritte vom ersten Verdacht bis hin zur Diagnose genauer erläutern.

Der erste Verdacht

Sie haben das Gefühl, Ihr Kind verhält sich auffällig, entwickelt sich Ihrer Meinung nach nicht altersgemäß, nimmt kaum Kontakt zu Ihnen auf oder zeigt außergewöhnliche Bewegungen?

Zeigt Ihr Kind eine oder mehrere der folgenden Verhaltensweisen, die auf eine Autismus-Spektrum-Störung hinweisen können?

  • Ihr Kind zieht sich zurück – sie haben das Gefühl, es lebt in seiner „eigenen Welt“
  • Ihr Kind vermeidet Blick- und Körperkontakt
  • Ihr Kind zeigt stereotype Verhaltensweisen: es macht immer wieder dieselben Bewegungen oder dieselben Dinge in immer gleicher Art und Weise
  • Ihr Kind zeigt merkwürdige Bewegungen wie z.B. Flattern mit den Händen
  • Ihr Kind braucht klare Rituale und Abläufe und lehnt Veränderungen ab
  • Ihr Kind ist aggressiv sich selbst oder anderen gegenüber
  • Ihr Kind zeigt ein besonderes und auffälliges Essverhalten (es isst sehr eingeschränkt oder achtet penibel darauf, dass Speisen sich nicht vermischen)
  • Ihr Kind ist sehr geräuschempfindlich, reagiert jedoch kaum auf seinen Namen, wenn Sie es rufen
  • Ihr Kind antwortet nicht auf Fragen, es wiederholt eher das Gesagte (Echolalie) oder es zeigt kaum bis keine Lautsprache
  • Ihr Kind entwickelt sich zurück und Sie haben das Gefühl, bereits vorhandene Fähigkeiten sind nicht mehr vorhanden

Wenn sie das Gefühl haben, einige der zuvor genannten Punkte treffen auf Ihr Kind zu, ist der erste Schritt meist der Weg zu Ihrem Kinderarzt. Natürlich kann dieser nach einem einzigen Arztbesuch nicht beurteilen, ob Ihr Kind autistisch ist oder nicht. Er kann jedoch mit Hilfe von Tests, Fragebögen und Beobachtungsskalen eine Verdachtsdiagnose stellen. Hierzu hat der Autismus Deutschland Regionalverband Nord-Ost beispielsweise die Checkliste Autismusdiagnostik entwickelt.

Diagnostik

Die DiagnoseAutismus-Spektrum-Störung“ kann nur von einem Spezialisten gestellt werden. Ihr Kinderarzt wird Sie im Anschluss der Verdachtsdiagnose zu einem Spezialisten, beispielsweise zum Sozialpädiatrischen Zentrum überweisen. Lange Wartezeiten sind hier nicht unüblich.

Die Diagnostik von Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern unterteilt sich in drei Bereiche:

  • Diagnostik zur Intelligenz und Entwicklung
  • Diagnostik zur medizinischen Abklärung
  • Diagnostik zur autismus- spezifischen Abklärung

In den beiden erstgenannten Punkten geht es nicht um die Abklärung, ob ein Kind sich im Autismus-Spektrum befindet oder nicht.

In der Intelligenz- und Entwicklungsdiagnostik dient ein IQ-Test (K-ABC, WPPSI-III, HAWIK-IV, SON-R) zur Einschätzung des Intelligenzquozienten des Kindes. Für die Einschätzung der allgemeinen Entwicklung und ggf. Entwicklungsverzögerungen in einzelnen Entwicklungsbereichen dienen Beobachtungsskalen oder Sprachentwicklungstests.

Zur medizinischen Diagnostik gehören beispielsweise körperliche Untersuchungen, genetische Untersuchungen, Hörtests, Sehtests, EEG und/ oder MRT.

Diese Tests dienen dazu, andere Diagnosen auszuschließen und ganz sicher zu gehen, dass sich das Kind im Autismus-Spektrum befindet. Auffällige Verhaltensweisen lassen sich nicht immer einfach einordnen. Eine fundierte Diagnostik ist deshalb sehr wichtig.

Auch in der autismus- spezifischen Diagnostik werden bei der Diagnosefindung häufig Tests eingesetzt. Sie allein stellen keine Diagnose. Sie können jedoch bei der Diagnosefindung helfen. Eine umfangreiche Diagnostik ist sehr wichtig, da auch Tests falsche bzw. nicht eindeutige Ergebnisse erzielen können. So kann es sein, dass Kinder, die sich eigentlich gar nicht im Autismus-Spektrum befinden, Kriterien erfüllen, die auf die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung hinweisen. Andererseits ist es auch möglich, dass Kinder im Autismus-Spektrum „zu wenig“ Kriterien erfüllen.

Durch die fundierte Diagnostik muss herausgefunden werden, ob das Kind sich wirklich im Autismus-Spektrum befindet oder ob es nur autistische Züge, beispielsweise aufgrund geringerer kognitiver Fähigkeiten zeigt.

Beispiele für Tests sind:

  • Screening-Tests wie Q-CHAT oder M-CHAT (Elternfragebogen für Kleinkinder), FSK (Fragebogen zur sozialen Kommunikation)
  • ADOS (Beobachtungsskala für Autistische Störungen)
  • ADI-R (Diagnostisches Interview für Autismus)

Diagnostik bei Erwachsenen

Die Diagnostik bei Erwachsenen verläuft etwas anders als bei Kindern. Hier werden überwiegend Fragebögen zur Selbsteinschätzung und Interviews eingesetzt, psychiatrische und neurologische Untersuchungen durchgeführt, Eltern oder andere Bezugspersonen befragt oder Intelligenztests durchgeführt.