Die Sprache ist für den Menschen das wichtigste Kommunikationsmittel. Über Sprache werden Informationen ausgetauscht sowie Wünsche und Bedürfnisse mitgeteilt. Wenn die Lautsprache ansatzweise oder komplett fehlt, wird die Kommunikation stark erschwert. Die Kontaktaufnahme gelingt unter erschwerten Bedingungen und auch das Ausdrücken von eigenen Bedürfnissen ist oft schwierig. Die Kommunikation muss dann nonverbal stattfinden, über Mimik, Gestik und Blickkontakt. Natürlich gibt es „Unterstützte Kommunikation“ durch Gebärden und Piktogramme und entsprechende Kommunikationssysteme und -hilfen.
Diese müssen erlernt werden – und das am besten schon so früh wie möglich.
Menschen im Autismus-Spektrum, insbesondere frühkindliche Autisten, haben häufig eine eingeschränkte, verspätete oder ausbleibende Sprachentwicklung. Zusätzlich haben sie häufig Schwierigkeiten, Mimik und Gestik wahrzunehmen und Blickkontakt aufzunehmen, um zu kommunizieren. Sie nehmen Kontaktsignale, beispielsweise wenn wir sie anlächeln, durchaus wahr.
Sie benötigen nur wesentlich mehr Zeit, auf diese Signale zu antworten.
Dadurch wird die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen sehr schwierig. Sie sind auf ein großes Einfühlungsvermögen und auf die Feinfühligkeit ihrer Mitmenschen angewiesen. Werden sie nicht verstanden und somit ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht wahrgenommen, führt das häufig zu Frust und nicht selten zu aggressivem Verhalten.
Autistische Menschen müssen in kleinen Schritten lernen, dass sie durch Sprache und besonders durch nonverbale Kommunikation etwas erreichen können und dass ihre eigene Situation dadurch verbessert wird. Dass sie also so ihre Bedürfnisse mitteilen können, dass darauf reagiert wird und dass sie dadurch das bekommen, was sie wollen. Es ist daher sehr wichtig, sie bei gemeinsamen Spielen immer wieder zum Blickkontakt zu animieren. Täglich muss in jeder kleinsten Situation geübt werden, dass Kommunikation zum Ziel führt und dass es sich lohnt, zu kommunizieren.
Die Logopädie kann eine Möglichkeit für Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung sein, die Sprache und die Sprachentwicklung zu verbessern und/oder Kommunikationssysteme zu erlernen.
Je nach Entwicklungsstand des einzelnen Kindes wird die Therapie aufgebaut. Dabei kann es um das Erlernen von Lautsprache, Schriftsprache, Gebärdensprache oder eines Kommunikationssystems wie beispielsweise PECS – oder eben um den Gebrauch von Mimik und Gestik gehen. Jede Logopädin, jeder Logopäde arbeitet anders, bringt eine andere Haltung mit und hat bestimmte Methoden, die sie/ er in der Arbeit anwendet.
Die Therapieeinheit sollte aber grundsätzlich, wie der gesamte Alltag für einen autistischen Menschen, gut strukturiert, zuverlässig, berechenbar, klar und übersichtlich sein. So ist es sinnvoll, dass einzelne Übungen in kleine, nachvollziehbare Schritte unterteilt werden.
Logopädische Therapieansätze haben sich in der Arbeit mit autistischen Menschen immer wieder bewährt. Regelmäßigkeit und Konsequenz ist entscheidend in der Arbeit mit Menschen im Autismus-Spektrum. Ein bis zwei Stunden Therapie wöchentlich reichen da nicht aus und bringen wahrscheinlich nicht die erwünschten Erfolge. Daher sollten die Ansätze und Übungen in den Alltag mit den Eltern, den Pädagogen im Kindergarten oder in der Schule integriert werden.
Wie weiter oben schon erwähnt, benötigen autistische Menschen wesentlich mehr Zeit, Kontaktsignale zu verarbeiten. Auch benötigen sie oft viel Zeit, um sich an neue Situationen, neue Orte, neue Menschen zu gewöhnen. Bedenken sollte man also, dass auch die Sprache zunächst ein völlig neues Gebiet sein kann für den autistischen Menschen. Zeit und Geduld sind in der Sprachanbahnung grundlegend, damit die Therapie Erfolg haben kann – in kleinen Schritten.
Und es gilt natürlich: Je früher eine logopädische Behandlung beginnt, umso besser ist die Aussicht auf Erfolg.