In meinem Artikel Autismus TEACCH® Ansatz habe ich bereits einen ersten Überblick über die Strukturierung und Visualisierung von Situationen und Abläufen gegeben.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal detaillierter auf die Verwendung von Tages- und Ablaufplänen eingehen.

Wozu sind Pläne gut?

Kinder im Autismus-Spektrum können mit Veränderungen oft schwer umgehen, weil sie sie nicht erwarten. Insbesondere in der Arbeit und im Umgang mit Kindern im Autismus-Spektrum haben sich deshalb individuelle Tages- und Ablaufpläne bewährt. Die Pläne zeigen an, was am Tag in welcher Reihenfolge ansteht. Sie helfen, Bedeutungen und Zusammenhänge besser zu verstehen.

Dies hilft den Kindern, voraus zu sehen, was auf sie zukommt. Das gibt ihnen Sicherheit und nimmt Ängste. So können sie sich besser auf neue Situationen einstellen und es fällt ihnen leichter, von einer Situation zur anderen überzugehen.

Menschen im Autismus-Spektrum haben häufig die besondere Fähigkeit, visuelle Informationen innerhalb kürzester Zeit zu verarbeiten. Visuelle Informationen sind für sie oft eindeutiger als sprachliche Informationen, denn neben der Sprache müssen sie sich noch auf die Mimik und Gestik und den Tonfall konzentrieren.

Wie erstelle ich einen Plan?

Grundsätzlich ist ein Plan unabhängig vom Entwicklungsstand oder von den sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes. Die Pläne werden individuell gestaltet und an die einzelne Person angepasst – unter Berücksichtigung der jeweiligen Bedürfnisse und Interessen des Einzelnen.

Für die Erstellung eines Tagesplans sollten Sie sich vorab genau überlegen, ob Sie Symbole oder Fotos verwenden möchten. Das sollte davon abhängen, ob Ihr Kind eher auf Fotos oder auf Symbole reagiert. Das ist sehr wichtig, damit Ihr Kind etwas mit dem Plan anfangen kann. Nicht jedes Kind versteht die Bedeutung von Symbolen. Einige Kinder können mit einem Foto ihrer Brotdose, ihres Schreibtisches, etc. eher etwas anfangen.

Anschließend überlegen Sie sich, was der Plan beinhalten soll. Möchten Sie den Tagesablauf Ihres Kindes visualisieren? Dann könnte der Plan folgende Schritte beinhalten:
1. Anziehen
2. Frühstücken
3. Zähne putzen
4. Mit dem Auto zum Kindergarten fahren
5. Nach dem Kindergarten Oma besuchen
6. Abendessen
7. Schlafanzug anziehen
8. Zähne putzen
9. Sandmännchen gucken
10. Gute-Nacht-Geschichte
11. Schlafen

Im Kindergarten sollte es dann einen extra Plan geben, der den Ablauf im Kindergarten darstellt: Freispiel, Hände waschen, Tisch decken, Frühstück, Toilette und Zähne putzen, Morgenkreis, Angebot Turnen, …, nach dem Kindergarten Oma besuchen.

Für die einzelnen Schritte (z.B. Zähne putzen) könnte man dann einen Ablaufplan erstellen, der die Situation ganz kleinschrittig visualisiert:
1. Zahnpastatube aufschrauben
2. Etwas Zahnpasta auf die Zahnbürste geben
3. Sanduhr umdrehen
4. Zähne überall putzen, bis die Sanduhr abgelaufen ist
5. Zahnputzbecher mit Wasser befüllen
6. Mund mit Wasser ausspülen
7. Zahnbürste reinigen
8. Zahnpastatube zuschrauben
9. Zahnbürste und Zahnpasta in den Zahnputzbecher stellen

So kann jede einzelne Situation kleinschrittig visuell dargestellt werden.
Je nachdem, wie kleinschrittig Ihr Kind die visuelle Hilfe benötigt.

Natürlich können auch Lernsituationen in der Art dargestellt werden: Foto vom Rechenbuch, Eisenbahn spielen, wieder ein Aufgabenzettel, usw..

In meiner Praxis arbeite ich mit einer Vielzahl derartigen Plänen. Die einzelnen Symbolkarten oder Fotos drucke ich in einer einheitlichen Größe aus und laminiere sie. Der eigentliche Plan (das kann ein Holzbrett sein oder auch ein laminierter Tonkarton) sollte einen festen Platz haben. Am Besten eignet sich dafür der Platz, an dem die Situation auch stattfindet. Der Plan für die Lernsituation sollte also dort hängen, wo Ihr Kind seine Schulaufgaben erledigt. Der Plan vom Zähneputzen sollte im Badezimmer hängen, usw.. Für unterwegs eignet sich ein laminierter Plan in Din4-Größe gut.

Der Plan und die Symbolkarten bzw. Fotos können dann mit Klettband ausgestattet werden. So kann der Plan ganz einfach jeden Tag neu mit Symbolen oder Fotos bestückt werden. Gut ist es, wenn neben dem Plan eine „Fertig-Box“ steht, wo jedes Symbol, was schon abgearbeitet wurde, hineingelegt werden kann.

Kinder, die auf Symbolkarten oder Fotos reagieren, sie also anschauen und verstehen, was damit gemeint ist, nehmen die Tagespläne meist schnell an und merken, dass sie ihnen Sicherheit geben, weil sie dann genau wissen, was am Tag in welcher Reihenfolge ansteht. Wichtig ist natürlich, dass der Plan täglich aktualisiert wird und genau das darstellt, was tatsächlich am Tag ansteht. Dafür sollten Sie sich also den Wochenablauf Ihres Kindes genau überlegen – mit allen Aktivitäten und Unternehmungen, die anstehen. Am Besten ist es, wenn der Plan für den anstehenden Tag morgens schon fertig ist, bevor Ihr Kind aufsteht und sich den Plan anschaut.

Natürlich nimmt die Erstellung solcher Pläne etwas Zeit in Anspruch. Aber ich kann Ihnen versichern, dass sie Ihrem Kind helfen werden, Sicherheit in seinem Alltag zu erlangen, um mit Situationen besser umgehen zu können.

Sie haben Schwierigkeiten bei der Erstellung eines individuellen Tagesplans und Ihnen fehlen die notwendigen Symbole? Als Mitglied unterstütze ich Sie gern bei der Erstellung Ihres Tages- oder Ablaufplans. Kontaktieren Sie mich gern zum Beispiel per WhatsApp!