Die Förderung von Kindern im Autismus-Spektrum umfasst ein sehr breit gefächertes Angebot. Für Eltern und Angehörige ist es gar nicht so einfach, das Richtige für ihr Kind zu finden. In meinem Artikel möchte ich Ihnen einen Überblick verschaffen, welche Möglichkeiten es zur gezielten, aber auch alltäglichen Förderung gibt und was wichtig ist in der pädagogischen Förderung von Menschen im Autismus-Spektrum.

„Kennt man einen Autisten, kennt man einen Autisten!“

So wie kein Mensch dem anderen gleicht und jeder Mensch sich vom anderen unterscheidet, ist es natürlich auch bei Menschen im Autismus-Spektrum. Jeder „Autist“ ist anders, jeder ist auf seine Art besonders mit all seinen Stärken und Schwächen, Bedürfnissen und Interessen, Fertigkeiten und Fähigkeiten – so wie jeder Mensch auf dieser Welt.

Dies gilt auch in der Förderung zu berücksichtigen: Die Förderung sollte immer individuell auf das jeweilige Kind abgestimmt sein und die Bedürfnisse, Interessen und kognitiven Fähigkeiten des Einzelnen einbeziehen! In der Förderung und Therapie gibt es kein Patentrezept. Die Förderung sollte vom Kind ausgehen und es dort abholen, wo es steht. Es ist sinnvoll, schon früh mit der Förderung zu beginnen. Kleine Fortschritte werden so nach und nach sichtbar.

Was Sie zuhause tun können

  • Trauen Sie Ihrem Kind etwas zu
  • Sprechen Sie klar und deutlich aus, was Sie von Ihrem Kind wollen
  • Vermeiden Sie Ironie, Sprichwörter und Redewendungen
  • Achten Sie auf die Körpersprache Ihres Kindes
  • Visualisieren Sie Handlungen und Abläufe
  • Stellen Sie Regeln, Strukturen und Rituale auf
  • Spielen Sie täglich mit Ihrem Kind
  • Loben Sie Ihr Kind – arbeiten Sie mit Verstärkern
  • Schaffen Sie Rückzugsorte für Ihr Kind
  • Holen Sie sich Unterstützung
  • Haben Sie Geduld

Lesen Sie hierzu auch meinen Artikel Umgang mit Menschen im Autismus-Spektrum

Einige Kinder im Autismus-Spektrum haben Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen und zu verarbeiten. Durch die verzögerte Informationsverarbeitung der Menschen im Autismus Spektrum können sie mit langen Informationen nichts anfangen. Kurze, prägnante Sätze oder Signalworte mit angemessener, deutlicher Betonung sind für sie am verständlichsten. Dabei ist es außerdem wichtig, dem Kind auf Augenhöhe zu begegnen, es gegebenenfalls zu berühren und anzuschauen.Außerdem reagieren sie besonders auf starke und eindeutige Reize – das heißt, auf eine deutliche und ausdrucksstarke Mimik und Gestik.

Wenn man das Kind im Autismus-Spektrum um etwas bittet oder es auffordern möchte, etwas zu tun, ist es sehr wichtig, dass dies im Situationszusammenhang geschieht.

Beispiel Tisch decken: Teilen Sie Ihrem Kind nicht einfach nur mit Worten mit, dass es den Tisch decken soll. Stellen Sie Geschirr neben dem Tisch bereit und zeigen Sie Ihrem Kind, was es tun soll. Begleiten Sie dies mit einem kurzen prägnanten Satz wie „Tisch decken“.

Dies ist nur ein kleines Beispiel und lässt sich auf viele weitere Alltagssituationen übertragen.

Im Umgang und in der Arbeit mit Kindern im Autismus-Spektrum ist es sehr wichtig, dass Kind immer wieder zum Blickkontakt zu animieren, das Kind anzulächeln und präsent zu sein.

Gemeinsame Spiele, die das Kind besonders gern spielt, motivieren das Kind und lassen häufig Blickkontakt zu. Dies kann zum Beispiel kitzeln, gemeinsam toben, hüpfen, springen oder auch jedes andere Spiel sein, was das Kind besonders gern macht oder spielt.  

Was Fachkräfte tun können

Autismus- Therapie

Mir bekannte Autismus- Therapeuten arbeiten häufig nach dem TEACCH- Ansatz und nutzen die visualisierte Strukturierung zur Förderung von Kindern im Autismus-Spektrum.

Häufig reagieren Kinder im Autismus-Spektrum besonders gut auf visuelle Reize wie Bildkarten/ Piktogramme oder Fotos. Derartige Kommunikationshilfen erleichtern es den Kindern, die Information zu verstehen. Auch der Tagesverlauf kann so ganz strukturiert visuell dargestellt werden. Zudem kann ein Kind, dem die Lautsprache fehlt, durch das Zeigen der Karten seine Bedürfnisse äußern und wird von seinen Mitmenschen mit hoher Wahrscheinlichkeit gut verstanden.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ihnen als Eltern und den Autismus- Therapeuten ist sehr wichtig. Sie können Ihnen Methoden an die Hand geben, die Sie zuhause in den Alltag integrieren können – so auch den Einsatz von Bildkarten oder Gebärden.

In der verhaltenstherapeutischen Förderung wird erwünschtes Verhalten erlernt. Beispielsweise soll das Kind lernen, ruhig am Tisch sitzen zu bleiben oder zuzuhören, wenn sein Gegenüber mit ihm spricht. Nebenbei lernt das Kind, mit anderen Menschen zu interagieren und seine Wünsche mitzuteilen. Neu erlerntes Verhalten wird durch Lob und Belohnung verstärkt.

Für Kinder, die gut sprechen können und gute kognitive Voraussetzungen mitbringen, bieten sich beispielsweise Sozialtrainingsstunden an, in denen gesellschaftliche Moralvorstellungen vermittelt werden und das soziale Verhalten trainiert wird.

Kommunikationshilfen wie PECS können ebenfalls in der Autismus- Therapie eingeführt und im Anschluss in den Alltag zuhause oder im Kindergarten integriert werden.

Betonen möchte ich, dass dies nur ein kleiner Ausschnitt aus der Autismus- Therapie ist.

Es geht um die ganz individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes. Die Therapie wird auf die Bedürfnisse, Interessen und kognitiven Fähigkeiten des Kindes abgestimmt und dementsprechend geplant.

Ergotherapie

In der Ergotherapie geht es darum, das Kind dabei zu unterstützen, an den Aktivitäten des täglichen Lebens und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Selbständigkeit und die Handlungsplanung der Kinder wird durch handwerkliche Aktivitäten, gezielte Wahrnehmungserfahrungen und vielfältige Bewegungsangebote gefördert.

Kinder im Autismus-Spektrum haben oft Schwierigkeiten in der Verarbeitung ihrer Wahrnehmung und Sinnesinformationen. Diese äußern sich durch auffällige und unangepasste Reaktionen des Kindes. Reize werden verzerrt oder verstärkt wahrgenommen. Das Licht ist zu grell, Geräusche sind zu laut, Gerüche lösen Übelkeit aus oder taktile Reize werden als unerträglich wahrgenommen. In der Sensorischen Integrationstherapie werden dem Kind gezielte und dosierte Reize angeboten. Dadurch kommt es zu einer Interaktion auf der Basis von Sinneswahrnehmung. Ziel ist es, dass sensorische Eindrücke besser verarbeitet werden können.

Logopädie

Logopädie ist ein anderes Wort für Sprachtherapie. Auch die Logopädie wird individuell abgestimmt auf das einzelne Kind. Benötigt das Kind Logopädie, ist es das Ziel, das Kind nach Möglichkeit in die Kommunikation zu führen. Wichtig ist, den Kindern die kommunikative Funktion von Sprache verständlich zu machen und sie auf diesem Weg mit unterschiedlichen Ansätzen zu begleiten – gegebenenfalls auch mit nonverbalen Hilfsmitteln.

Wichtig für die pädagogische Förderung von Menschen im Autismus-Spektrum

  • dort ansetzen, worauf die Aufmerksamkeit gerichtet ist: die speziellen Interessen zum Ausgangspunkt der Förderung machen
  • Training zur Flexibilität
  • Freizeitgestaltung und selbständige Beschäftigung als „Unterrichtsfach“
  • individuelle Aufgabengestaltung
  • eine Aufgabe nach der anderen stellen
  • geforderte Handlungen nicht zu komplex gestalten
  • klare Regeln anwenden lassen
  • auch ungewöhnliche Motivationshilfen einsetzen
  • konkrete und eindeutige Sprache benutzen
  • längere Reaktionszeiten berücksichtigen
  • Verständnis durch visuelle Informationen unterstützen
  • visuelle Erinnerungshilfen anbieten
  • klare Strukturierung der Lernsituation und des Alltags (Zeit, Raum, Material, Abläufe)